Sonntag, 10. Juni 2012

Offener Brief an Facebook

Liebes Facebook.
Zu Anfang möchte ich sagen, ich mag dich. Wirklich. Du bist mir Zeitvertreib in langweiligen Stunden und schaffst mir Ablenkung von unangenehmen Pflichten.
Hier setze ich aber die Grenze. Ich will nicht, dass du mich von den wirklich wichtigen Dingen fern hälst. Und das schaffst du auch nicht.
Gerne nutze ich deine Datenkapazität, um mir ein virtuelles Tagebuch zu schaffen, in dem ich blättern kann, um mir Urlaube, Geburtstage, Konzerte und so manche amüsante Begebenheit noch einmal in Erinnerung zu rufen.
Doch ohne das echte Leben würden die Seiten in meinem Tagebuch leer bleiben.
Du siehst, du bist keine Notwendigkeit, du bist eine Begleiterscheinung, ein Nebengeräusch.
Soweit dein Stellenwert in meinem Leben. Ich brauche dich nicht, um mir Anerkennung zu holen, Likes und Comments werden zur Kenntnis genommen, aber nicht zelebriert.
Freunde werden hinzugefügt und gelöscht. Habe ich mit jemandem in der Schule schon kein Wort gewechselt, hatte das einen Grund und somit muss ich nicht seinen pseudointeressanten Lebensupdates folgen.
Die Zahl meiner Facebookfreunde definiert mich nicht. Ich weiß, auf wen ich wirklich zählen kann.
Facebookfreundschaften sind nur begrenzt mit echten Freundschaften zu vergleichen.
Einen wahren Freund kümmert es nicht, ob ich seinen Status oder sein Bild like, er weiß, dass ich ihn zu schätzen weiß, indem ich ihm das persönlich zeige und nicht mittels eines einzigen Klicks auf einen Button.
Natürlich gibt es Menschen, mit denen man ohne dich nicht so leicht in Kontakt treten könnte, man kann am Leben lieber Menschen teilhaben, die man eventuell noch nicht einmal getroffen hat. Ein Like dafür an dich, liebes Facebook.
Viele Gedanken mache ich mir nicht über dich, ehrlich gesagt. Ich führe keine Strichlisten, wessen Status und wessen Bilder ich wie oft geliket habe, eine ungleichmäßige Verschiebung zu gunsten einzelner Personen ist weder beabsichtigt noch persönlich zu nehmen. Eine Ausnahme bildet mein Freund, die Vergabe von Likes zu seinen gunsten ist persönlich, beabsichtigt und gut fundiert.
Ich glaube, wenn man dir keinen so großen Stellenwert geben würde, wärst du ein friedlicherer Ort. Keine Müllkippe voll von längst überholten, alten, manchmal schlechten Sprüchen und Witzen, Statusupdates ohne Inhalt, Bildern, die nur hochgeladen werden, damit sie möglichst viele Menschen sehen und anbeten und nicht, weil man damit etwas ausdrücken will. Ich träume, dass du ein Ort wärst, wo alle in Frieden gemeinsam durch die Welt deiner bunten Vielfalt hüpfen könnten, es keinen Streit mehr gebe, Rechtschreibfehler nicht existent wären und Dummheit, Engstirnigkeit und Eitelkeit mit der Anmeldung abgegeben werden müssten.
Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

2 Kommentare:

  1. Ich hab mich bei facebook abgemeldet und mir geht´s besser ;DD

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  2. Ah, wirklich? Das ist total cool :D

    Guter Text und sehr wahr!

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